Fragen zum Alltag im Römischen Reich

Von Saufgelagen bis hin zur Religiosität. Wie hat der römische Alltag ausgesehen?

Scroll

Teilen

1. Gab es viel Menschenhandel?

Ja, Sklaverei war wie in nahezu allen antiken Zivilisationen weit verbreitet und die Norm. Im Römischen Reich war dies nicht anders. Es gab vier „Arten“ von Sklaven bzw. Wege um Sklave zu werden. Zum einem gab es zu Beginn des römischen Reiches Schuldsklaverei, was bedeutet, dass selbst römische Bürger ihre Freiheit verkaufen konnten, um Schulden abzubauen. Diese Form der Sklaverei wurde jedoch im 2.Jh.v.Chr. verboten. 
Die zweite und wohl bekannteste Art war der Erwerb von Sklaven durch Eroberungszüge und Kriege, das heißt Kriegsgefangene wurden als Sklaven verkauft. Doch selbst in friedlichen Zeiten und obwohl man sich weit weg vom Kriegsgebiet befand, konnte man Opfer der Sklaverei werden. Das traf vor allem Händler und andere Reisende, die von Piraten gefangen genommen und anschließend als Sklaven verkauft wurden. Schließlich gab es noch die vierte Art: Als Sklave geboren zu werden. Kinder von Sklaven bekamen automatisch den Status ihrer Eltern und wurden Vernae genannt. 
Einige Historiker schätzen, dass ungefähr 15-25% der römischen Bevölkerung Sklaven waren.

2. Hatte man Haustiere?

Ja, durchaus hielten Römer Haustiere wie etwa Hunde und Katzen. Neben jenen gab es auch andere domestizierte Tiere wie Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde, etc.

Casa_del_poeta_tragico_mosaico_del_cave_canem-1024x683

Hunde Mosaik in römischer Villa

3. Hatte man Mitleid mit Tieren?

Eher nicht. Heutigen Schätzungen zufolge, sollen alleine im Kolloseum in Rom über hunderttausend Tiere getötet worden sein. Dies geschah, sowie die Gladiatorenkämpfe, zur Unterhaltung der Massen. Teilweise wurden „intakte“ Tiere nach einem Spiel trotzdem getötet, da man sie nicht länger benötigte und frische Ware sowieso auf dem Weg war. So ließ man exotische Tiere wie Löwen, Panther, Krokodile, Nilpferde und Elefanten aus Afrika kommen, Bären aus Nord-und Mitteleuropa und Nordafrika,  Tiger aus dem Osten etc. Einige Tierarten waren in bestimmten Regionen vom Aussterben bedroht. Erst nachdem das Christentum zur Staatsreligion gemacht wurde, wurden Verbote erlassen.

800px-mosaic_museum_istanbul_2007_011

Tausende – meist exotische – Tiere wurden in den Arenen getötet

4. War Religion wichtig?

ReligionswissenschaftlerInnen zufolge war der polytheistische Glaube der Römer eine orthopraxe Religion. Diese Form geht darauf zurück „es richtig zu machen“. Das heißt: Der Mensch gibt, damit die Götter ihm auch etwas geben. Bei Kulten, von denen es viele gab, war nicht wichtig, dass man daran glaubt, sondern dass jener Kult richtig gemacht wurde. Es war wie eine Art Vertrag zwischen Menschen und Göttern, wo Götter den Menschen Beistand und Hilfe gegen kultische Verehrung anbieten. 
Das steht im Gegensatz zum Christentum, welches als orthodoxe Religion bezeichnet wird. Hier steht der Glaube im Mittelpunkt. Nach dem Prinzip: richtig glauben. Mit der Einführung des Christentums als Staatsreligion wurden Kulte und der alte Glaube als heidnisch bezeichnet und bald Verbote verhängt.

5. Gab es Diskotheken?

Also so wie wir das heute verstehen nicht. Gefeiert wurde natürlich schon! Immerhin ist die reiche Schicht der Römer doch für ihre Dekadenz bekannt. Die Patrizier konnten sich pompöse Festlichkeiten mit allen Annehmlichkeiten wie Tänzern und Musikern leisten. Das heißt aber nicht, dass die unteren Schichten nicht feierten. Man traf sich und konnte auch in Tavernen auf feierlaunige Menschen treffen und seinen Wein in Gemeinschaft genießen.

Thomas_Couture_-_Les_Romains_de_la_décadence-2-1024x615

Tausende – meist exotische – Tiere wurden in den Arenen getötet

6. Gab es zuckerhaltige Getränke?

An sich gab es keine zuckerhaltigen Getränke. Jedoch gab es süßes Essen wie etwa Obst. Gesüßt wurde meistens mit Honig, sowohl Essen wie auch Getränke. 
So gab es bei den Römern bereits den Vorläufer für den uns bekannten 
Glühwein, der warm zubereitet wurde aus Wein, gesüßt mit Honig, Safran und anderen Zutaten.

7. Gab es Drogen?

Auf jeden Fall! Die wohl populärste Droge war Wein. Man griff gerne auch auf Opium zurück, vor allem Mohn und manchmal auch Fliegenpilze.

8. Bekamen Arme Wein?

Ja, man muss hinzufügen, dass Wein zu den einzig richtig Getränken in der Antike gehörten, weil das Wasser keine besonders gute Qualität hatte.
Es gab verschiedene Weinarten (Rot, Gelb, Orange etc.), welche man auch mit Wasser mischte. Selbst 
Sklaven hatten das Anrecht auf Wein! 

9.Gab es die Todesstrafe?

Definitiv! Wie die Sklaverei, war auch die Todesstrafe wichtiger Bestandteil der römischen Gesellschaft. Je nach Art des Verbrechens und dem sozialen Status, gab es verschiedene Arten der Hinrichtung. Von Enthauptungen bis zur Kreuzigung

10. Gab es Make-Up?

Pflege und Schönheit sind seit Beginn der Zivilisation dokumentiert.
Schönheitbräuche der Ägypterinnen, Griechinnen und Römerinnen wurden niedergeschrieben. Schminken war in allen Schichten der Römischen Gesellschaft verbreitet. Es gab bereits Vorreiter von 
LidschattenWimperntusche und des Lippenstifts. Da helle Haut als Schönheitsideal galt, trugen sich Frauen kalkweiß oder weißes Blei in Form von Puder auf. Nicht zum weiterempfehlen, meine Kinder!

11. Wann mussten Frauen heiraten?

Allgemein heirateten Mädchen sehr früh, manchmal sogar unter dem rechtlich erlaubten Alter. Die Ehefähigkeit bei Mädchen lag bei 12 Jahren, während die der Jungen bei 14 war. Meistens war der Ehepartner sehr viel älter als die junge Braut. Ein Minimum von 10 Jahren Altersunterschied war die Norm. Erst bei einer zweiten oder dritten Ehe näherten sich Ehepartner altersmäßig mehr an.

12. Warum war Homosexualität/Bisexualität so angesehen?

Zu Beginn des römisches Reiches (7.-5.Jh.v.Chr.) war Homosexualität eigentlich sehr verpönt. Man hat dies als etwas Fremdes, Hellenisches (also Griechisches) angesehen. Erst ab dem 3.Jh.v.Chr. gab es unter bestimmten Umständen Duldungen von homosexuellen Beziehungen. Wichtig hierbei war, dass der römische Bürger immer die aktive Rolle einnehmen musste! Eine Beziehung zwischen einem Sklaven und seinem Meister war daher möglich und geduldet.

13. Wurde Homosexualität bestraft?

Durchaus sind Fälle bekannt, wo Menschen dafür bestraft wurden. So auch der Fall eines Vaters, der seinen Sohn getötet hat, da jener ein Verhältnis mit einem anderen römischen Bürger gehabt haben soll.

14. Hat man verhütet?

Man hat auf jeden Fall versucht zu verhüten! Neben dem bekannten Analverkehr, wurde auch der Coitus Interruptus (Also das Rausziehen des Gliedes vor der Ejakulation) praktiziert. Bitte macht das nicht! Eine andere „Methode“ war, dass die Frau nach dem Verkehr auf und ab hüpfte, um so das Sperma aus ihrem Körper zu bekommen. 
Außerdem wurden Amulette und Beschwörungsformeln verwendet. Schwämme wurden ebenso in die Vagina eingeführt, um so ein Empfängnis zu verhindern. Noch mal als Anmerkungen: Bitte nicht nachmachen, unsere modernen Verhütungsmethoden sind effizienter und sicherer! Falls du aber mehr über Verhütung in der Antike erfahren willst, dann lies hier weiter

15. Gab es viel Inzest? Wurde man dafür bestraft?

Allgemein wurde Inzest geahndet und war ein schweres Verbrechen. Kinder aus inzestiuösen Verbindungen wurden nicht anerkannt vom Staat und waren nicht erbberechtigt. Doch was galt als Inzest? 
Die Onkelehe wurde beispielsweise durch Kaiser Claudius (s.Bild) legalisiert und erst über 100 Jahre später wieder abgeschafft und mit dem Tod geahndet. Als Inzest galt eine Verbindung zwischen:  

//Geschwistern/ Adoptivgeschwistern/ Stiefgeschwistern

//Schwiegertochter/Schwiegersohn

//Stiefkinder/ Adoptivkinder 

//Kind und Elternteil

16. Waren die Göttergeschichten die Pornos der Antike?

Nein, würde ich jetzt nicht meinen. Es gab zwar einige perverse Geschichten, aber die Römer hatten ohnehin eine Obsession mit pornographischen Abbildungen. Jedoch wurden darauf meist normale Menschen abgebildet. Aber vielleicht gab es ja welche, die das angeturnt hat. 

17. Gab es Frauen in politischen Ämtern?

Frauen konnten nur indirekt Macht ausüben, auch politisch. Es gab einige Kaiserinnen, Kaiserstöchter, Kaisersschwestern etc. die einen erheblichen Einfluss auf die politischen Geschäfte hatten. Jedoch gab es nie ein offizielles politisches Amt für Frauen, außer der der First Lady

18. Gab es Burn-Outs?

Wir wissen es nicht. Vielleicht. Die Psychologie und psychische Krankheiten werden erst seit 100 Jahren wirklich anerkannt. Gab es diese bereits vorher? Auf jeden Fall. Aber man hat solche Leute als Spinner abgetan. Also ja, es könnte sein, dass es Burn-Outs gab. 

19. Gab es eine Feuerwehr?

Tatsächlich gab es eine Feuerwehr. Neben polizeilichen Aufgaben mussten sie natürlich Brände löschen, denn allzu gerne brach in Städten Feuer aus, welches sich rasch ausbreiten konnte.
Man verwendete Eimer, Hämmer, Schwämme, Decken und sogar Spritzen, also Wasserdruckpumpen aus Stahlrohren, um Feuer einzudämmen. 

20. Welche Kleidung trug man? Gab es Markenkleidung?

Bekannt war die Toga, jedoch wurde jene nur von Römern mit einem öffentlichen Amt getragen, um sich so von herkömmlichen Bürgern und Sklaven zu unterscheiden. Der Normalbürger trug eine Tunika aus Wolle und einem Leinenhemd. Jene trug man mit Gürtel, denn dies zählte zur guten Sitte. Neben dem Gürtel trug man auch Mäntel, Hosen und Schuhe. Man konnte Stoffe färben und sich ebenfalls exotischere Stoffe kaufen, falls man es sich leisten konnte. Markenkleidung an sich gab es also nicht.

21. Wie funktionierte Kommunikation? Speziell über weite Distanzen

Tja, durchaus gab es Briefe, etwa aus Papyrus, die man schickte, um über längere Distanzen zu kommunizieren. Oder man schickte einen Boten, also Sklaven. Denn den staatlichen Postapparat konnten keine Privatpersonen benutzen. In einer Stadt/Ort selbst ging man auch einfach zu seinem Freund nach Hause oder schickte einen Sklaven und man verabredete sich für fixe Termine. Falls jemand nicht da war, konnte man immer eine Nachricht hinterlassen. Es kam schon vor, dass Nachrichten Jahre brauchten, bis sie ankamen.

22. Welche Religion hatten die Römer?

Wie bereits gesagt, waren Römer polytheistisch. Zumindest anfangs. Sie übernahmen die Götter und Göttinnen der Griechen und gaben jenen neue Namen. Aus Zeus wurde Jupiter, aus Hera Juno, aus Athene Minerva usw. Das Christentum wurde erst im 4.Jh. zur Staatsreligion, wobei es Christen bereits lange vorher gab. Jene wurden jedoch lange verfolgt und grausam hingerichtet. 

Was überrascht dich am meisten über die Römer? Oder was gefällt dir am besten? Könntest du dir vorstellen in dieser Zeit zu leben? Schreib mir in die Kommentare, ich freue mich. 

Teile diesen Beitrag

5 Kommentare zu „Fragen zum Alltag im Römischen Reich“

  1. Wieder ein guter Beitrag. Alles gut auf den Punkt gebracht. Was mir am meisten an den Römern gefällt, ist ihre in Vergleich zu anderen Kulturen hoher Logistik- und Organisationsaufwand in Bereichen wie Postwesen, Administration, Bauwesen und ganz besonders im Militär. Trotzdem würde mir es alles andere als gefallen, in dieser Epoche zu leben. Guten Rechtsschutz wie heute gab es ja damals nicht. Selbst als Angehöriger der Oberschicht, sei es von mir aus der „ordo senatorius“, bewahrte dich das nicht davor, dass du eines Nachts ausgeraubt wirst. Wenn dein Geld weg war, dann war es weg. Das worauf die Leute damals als eine Art Schutz bauten, war das stark im Reich etablierte Patronage-System. Dieses bestand aus einem Patron und den ihm untergebenen Klienten. Die Klienten verrichteten im Auftrag des Patronus Arbeiten und im Gegenzug bekamen sie dafür dessen Fürsprache bei Gerichtsprozessen. Handwerksgilden gab es zwar, waren aber noch nicht so verbreitet wie die mittelalterlichen Zünfte. PS: Vielleicht noch als kleiner Zusatz zur römischen Frau und politische Ämter: Am ehesten kann den Priesterinnen der Vesta politischer Einfluss zugesprochen werden – damals waren ja Politik und Religion eng miteinander verbunden. Die Vestalininnen genossen ein hohes Ansehen in der Gesellschaft und einige Quellen lassen auch auf ein politisches Wirken schließen.
    Danke für den Beitrag, freue mich auf den nächsten.
    Lg. Trajanator

    1. Danke für deinen Kommentar! Auf jeden Fall. Also unser heutiges Rechtssystem und Sicherheit bevorzuge ich bei weitem. Ja stimmt, die Vestalinnen sind die einzigen, die irgendwie in Frage kämen obwohl diese ja auch ein hartes Schicksal erwarten konnte, wenn sie einen „Fehler“ machten

      1. The Trajanator

        Oh ja! Wurde das strenge Keuschheitsgelübde nicht eingehalten, drohte einer Vestalin die Todesstrafe, in derlei Art, dass sie ohne Nahrung in einem unterirdischen Raum eingemauert wurde.

  2. Sicher, aus unserer heutigen Sicht ist das selbstverständlich grausam. Man muss das aber aus seiner Zeit verstehen. Du hast ja die Penibilität der Römer beim Vollzug von Kultpraktiken erwähnt. Man war damals der Überzeugung, dass man die Gunst der angerufenen Gottheit nur durch einen korrekten Einhalt von Kult-Vorschriften erhielt. Der Kult der Vesta war ein für Rom essentiell empfundener Kultus. Schließlich hüteten die Vestalinnen das Heilige Feuer im Vesta-Tempel auf dem Forum Romanum, dessen immer lodernde Flamme das Wohl Roms garantieren sollte. Wenn da jetzt eine Priesterin „aus dem Rahmen fällt“, galt das als Affront des römischen Religionsverständnisses. Wenn eine Vorschrift nicht eingehalten wurde, konnte das laut antikem Glauben den Zorn der Götter beschwören – die Fehler einer Person führt zum Leidwesen aller.
    Es gibt eine Episode in der römischen Geschichte, in dem die Wichtigkeit des Vesta-Kults auch deutlich wird: Zwischen 217 und 222 nach Christus regierte der aus der Provinz Syria stammende Kaiser Elagabal. Er wollte orientalische Kulte in Rom einführen, so auch den Baal-Kult. Dieser sah vor, dass der oberste Priester, sprich Elagabal selbst, eine Jungfrau ehelichen musste. Als dies Elagabal mit einer der jungfräulichen Vestalinnen versuchte, brachte das bei den Römern das Fass zum Überlaufen – Elagabal wurde schließlich aufgrund dessen (und auch anderer Gründe) ermordeten, sein Leichnam besudelt und in den Tiber geworfen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Weitere Beiträge

5 Kommentare zu „Fragen zum Alltag im Römischen Reich“

  1. Wieder ein guter Beitrag. Alles gut auf den Punkt gebracht. Was mir am meisten an den Römern gefällt, ist ihre in Vergleich zu anderen Kulturen hoher Logistik- und Organisationsaufwand in Bereichen wie Postwesen, Administration, Bauwesen und ganz besonders im Militär. Trotzdem würde mir es alles andere als gefallen, in dieser Epoche zu leben. Guten Rechtsschutz wie heute gab es ja damals nicht. Selbst als Angehöriger der Oberschicht, sei es von mir aus der „ordo senatorius“, bewahrte dich das nicht davor, dass du eines Nachts ausgeraubt wirst. Wenn dein Geld weg war, dann war es weg. Das worauf die Leute damals als eine Art Schutz bauten, war das stark im Reich etablierte Patronage-System. Dieses bestand aus einem Patron und den ihm untergebenen Klienten. Die Klienten verrichteten im Auftrag des Patronus Arbeiten und im Gegenzug bekamen sie dafür dessen Fürsprache bei Gerichtsprozessen. Handwerksgilden gab es zwar, waren aber noch nicht so verbreitet wie die mittelalterlichen Zünfte. PS: Vielleicht noch als kleiner Zusatz zur römischen Frau und politische Ämter: Am ehesten kann den Priesterinnen der Vesta politischer Einfluss zugesprochen werden – damals waren ja Politik und Religion eng miteinander verbunden. Die Vestalininnen genossen ein hohes Ansehen in der Gesellschaft und einige Quellen lassen auch auf ein politisches Wirken schließen.
    Danke für den Beitrag, freue mich auf den nächsten.
    Lg. Trajanator

    1. Danke für deinen Kommentar! Auf jeden Fall. Also unser heutiges Rechtssystem und Sicherheit bevorzuge ich bei weitem. Ja stimmt, die Vestalinnen sind die einzigen, die irgendwie in Frage kämen obwohl diese ja auch ein hartes Schicksal erwarten konnte, wenn sie einen „Fehler“ machten

      1. The Trajanator

        Oh ja! Wurde das strenge Keuschheitsgelübde nicht eingehalten, drohte einer Vestalin die Todesstrafe, in derlei Art, dass sie ohne Nahrung in einem unterirdischen Raum eingemauert wurde.

  2. Sicher, aus unserer heutigen Sicht ist das selbstverständlich grausam. Man muss das aber aus seiner Zeit verstehen. Du hast ja die Penibilität der Römer beim Vollzug von Kultpraktiken erwähnt. Man war damals der Überzeugung, dass man die Gunst der angerufenen Gottheit nur durch einen korrekten Einhalt von Kult-Vorschriften erhielt. Der Kult der Vesta war ein für Rom essentiell empfundener Kultus. Schließlich hüteten die Vestalinnen das Heilige Feuer im Vesta-Tempel auf dem Forum Romanum, dessen immer lodernde Flamme das Wohl Roms garantieren sollte. Wenn da jetzt eine Priesterin „aus dem Rahmen fällt“, galt das als Affront des römischen Religionsverständnisses. Wenn eine Vorschrift nicht eingehalten wurde, konnte das laut antikem Glauben den Zorn der Götter beschwören – die Fehler einer Person führt zum Leidwesen aller.
    Es gibt eine Episode in der römischen Geschichte, in dem die Wichtigkeit des Vesta-Kults auch deutlich wird: Zwischen 217 und 222 nach Christus regierte der aus der Provinz Syria stammende Kaiser Elagabal. Er wollte orientalische Kulte in Rom einführen, so auch den Baal-Kult. Dieser sah vor, dass der oberste Priester, sprich Elagabal selbst, eine Jungfrau ehelichen musste. Als dies Elagabal mit einer der jungfräulichen Vestalinnen versuchte, brachte das bei den Römern das Fass zum Überlaufen – Elagabal wurde schließlich aufgrund dessen (und auch anderer Gründe) ermordeten, sein Leichnam besudelt und in den Tiber geworfen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.